Das deutsche Atomprojekt
… und die Farm-Hall-Protokolle
Eine Präsentation im Rahmen des Seminars »Wissenschaft, Technik und Krieg im 20. Jahrhundert« am Karlsruher Institut für Technologie, Wintersemester 2023/2024. Dozentin des Seminars war Frau PD Dr. Désirée Schauz. Gehalten am 2. Februar 2024.
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Die Anfänge der modernen Physik
Der Erste Weltkrieg
Im deutschen Wissenschaftsbetrieb dieser Zeit finden sich nur wenige Pazifisten. Einer ihrer bekanntesten Vertreter ist Albert Einstein, ein gebürtiger Württemberger, der während des Ersten Weltkriegs in Berlin lehrte und ab 1914 die preußische Staatsbürgerschaft besaß.
Einstellungen deutscher Wissenschaftler
- Ausgeprägter Patriotismus & Nationalismus sind verbreitete Einstellungen
- Kriegseuphorie & »Selbstmobilisierung«
- Die deutsche Forschungsgemeinschaft wächst in den Kriegsjahren auch um die Giftgasforschung herum
- Nicht davon ausgenommen sind zuvor auf internationale Zusammenarbeit ausgerichtete Forscher, wie
- Otto Hahn. Er forschte bevor er 1907 nach Deutschland zurückkehrte, in England und Kanada
- Krieg wird als gerechtfertigt gewertet
- Kriegsverbrechen werden geleugnet oder rationalisiert
- Physiker scheinen sich im besonderen Maße für den Krieg zu begeistern
- Ausnahmen sind selten
Deutsche Kriegsverbrechen …
Die Vernichtung belgischer Kulturschätze, wie die Bibliothek von Löwen, bringt Deutschland und den Deutschen Ruf ein, sich »wie die Hunnen« zu verhalten.
Als Reaktion auf entsprechende Artikel in der Presse der Entente-Staaten antworten deutsche Wissenschaftler erst mit dem »Manifest der 93« und später noch mit der »Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches«. Beide Manifeste leugnen deutsche Kriegsverbrechen an der belgischen Bevölkerung teils, und teils verteidigen sie diese und betonen das Recht der Deutschen, »zu überleben«. Damit stellt sich die deutsche wissenschaftliche Gemeinschaft international noch weiter ins Abseits.
Der Chemiker Fritz Haber entwickelte am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin Giftgas, das am 22. April bei Ypern zum ersten Mal zum Einsatz kam.
Habers Ansicht nach könne Giftgas nicht nur eine der wirksamsten, sondern auch eine der humansten Waffen sein. (Paraphrasiert)
Seine Frau Clara Immerwahr, ebenfalls Chemikerin und eine überzeugte Pazifistin, erschoß sich wenige Tage später im Garten der gemeinsamen Villa1.
Trotz Habers Status als Kriegsverbrecher, erhielt er 1918 den Nobelpreis für Chemie, für seine Arbeit an der Ammoniaksynthese. Auch bekannt als »Haber-Bosch-Verfahren«.
… und die Mitwirkung deutscher Atomwissenschaftler
Unterzeichnung des Manifest der 93 u.a.:
- Fritz Haber
- Max Planck
Unterzeichnung der Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches u.a.:
- Otto Hahn
- Max von Laue
- Max Planck
(In)direkte Kriegsbeteiligung:
- Otto Hahn (Giftgasforschung, unter Fritz Haber)
- Lise Meitner (Röntgenschwester im österreichischen Heer)
Erschienen wichtige naturwissenschaftliche Journale vor dem Krieg in Deutschland und in deutscher Sprache, werden diese nach Kriegsbeginn von der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft boykottiert. Wissenschaftler weichen zunehmend auf englischsprachige Publikationen aus.
Dieser Bedeutungsverlust konnte auch nach dem Krieg nicht mehr rückgängig gemacht werden.
- Ein direkter Zusammenhang ist allerdings nicht belegt. ↩︎
Bildquellen
- German Uranium Machine 1945: Brookhaven National Laboratory, courtesy, AIP Emilio Segrè Visual Archives, Goudsmit Collection
- Deutsche Infanterie während eines Gasangriffs in Flandern. (1916-1918): Deutsches Bundesarchiv, Bild 183-R05923
- Fritz Haber: Max-Planck-Gesellschaft | Unbekannt