Das deutsche Atomprojekt

Die Anfänge der modernen Physik

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts der Physik war durch den radikalen Umbruch von der Newtonschen Physik zur Quantenphysik gekennzeichnet.
1900
Max Planck formuliert das Strahlungsgesetz und begründet die Quantenphysik
Porträt eines Mannes mit Brille und Schnurrbart Max Planck als älterer Mann mit Glatze und distingiertem Äußeren.

1901: »Über das Gesetz der Energieverteilung im Normalspektrum« Bildquellen Portrait of Max Planck: Wikimedia Commons | Public Domain Mark 1.0

1905
Einstein veröffentlicht die Spezielle Relativitätstheorie
Albert Einstein im Alter von 25 Jahren. Er trägt einen kleinkarierten Anzug. Seine dunklen Haare sind ca, 5 cm lang und weisen einen leichten Ansatz von Krause auf. Er trägt einen Schnurrbart.

»Zur Elektrodynamik bewegter Körper« Dodo Bildquellen Einstein, im Alter von 25 Jahren.: Wikimedia Commons

1907
1913
1914

Der Erste Weltkrieg

Viele deutsche Akademiker unterstützen den Krieg oder begeistern sich sogar dafür. Prominente Vertreter melden sich freiwillig oder konzentrieren ihre Forschung auf kriegswichtige Projekte. Eine nationalistische Einstellung ist die Regel.

Im deutschen Wissenschaftsbetrieb dieser Zeit finden sich nur wenige Pazifisten. Einer ihrer bekanntesten Vertreter ist Albert Einstein, ein gebürtiger Württemberger, der während des Ersten Weltkriegs in Berlin lehrte und ab 1914 die preußische Staatsbürgerschaft besaß. 

Einstellungen deutscher Wissenschaftler

Soldaten im Ersten Weltkrieg, Angriff auf dem Schlachtfeld umgeben von Giftgas-Schwaden.
  • Ausgeprägter Patriotismus & Nationalismus sind verbreitete Einstellungen
  • Kriegseuphorie & »Selbstmobilisierung«
    • Die deutsche Forschungsgemeinschaft wächst in den Kriegsjahren auch um die Giftgasforschung herum
  • Nicht davon ausgenommen sind zuvor auf internationale Zusammenarbeit ausgerichtete Forscher, wie
    • Otto Hahn. Er forschte bevor er 1907 nach Deutschland zurückkehrte, in England und Kanada
  • Krieg wird als gerechtfertigt gewertet
  • Kriegsverbrechen werden geleugnet oder rationalisiert
  • Physiker scheinen sich im besonderen Maße für den Krieg zu begeistern
  • Ausnahmen sind selten

Deutsche Kriegsverbrechen …

Der Bruch des Völkerrechts durch Deutschland in den ersten Kriegstagen und das sich daran anschließende grausame Verhalten deutscher Soldaten gegenüber belgischen Zivilisten lässt das Ansehen Deutschlands weltweit sinken. 

Die Vernichtung belgischer Kulturschätze, wie die Bibliothek von Löwen, bringt Deutschland und den Deutschen Ruf ein, sich »wie die Hunnen« zu verhalten.

Als Reaktion auf entsprechende Artikel in der Presse der Entente-Staaten antworten deutsche Wissenschaftler erst mit dem »Manifest der 93« und später noch mit der »Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches«. Beide Manifeste leugnen deutsche Kriegsverbrechen an der belgischen Bevölkerung teils, und teils verteidigen sie diese und betonen das Recht der Deutschen, »zu überleben«. Damit stellt sich die deutsche wissenschaftliche Gemeinschaft international noch weiter ins Abseits.

Der Chemiker Fritz Haber entwickelte am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin Giftgas, das am 22. April bei Ypern zum ersten Mal zum Einsatz kam.

Habers Ansicht nach könne Giftgas nicht nur eine der wirksamsten, sondern auch eine der humansten Waffen sein. (Paraphrasiert)

Seine Frau Clara Immerwahr, ebenfalls Chemikerin und eine überzeugte Pazifistin, erschoß sich wenige Tage später im Garten der gemeinsamen Villa1.

Trotz Habers Status als Kriegsverbrecher, erhielt er 1918 den Nobelpreis für Chemie, für seine Arbeit an der Ammoniaksynthese. Auch bekannt als »Haber-Bosch-Verfahren«.

Fritz Haber. Ein Mann mit Glatze, einer kleinen runden Brille und einem Schnurrbart trägt ein weißes Hemd und einen dunklen Anzug.

… und die Mitwirkung deutscher Atomwissenschaftler

Unterzeichnung des Manifest der 93 u.a.:
  • Fritz Haber
  • Max Planck
Unterzeichnung der Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches u.a.:
  • Otto Hahn
  • Max von Laue
  • Max Planck
(In)direkte Kriegsbeteiligung:
  • Otto Hahn (Giftgasforschung, unter Fritz Haber)
  • Lise Meitner (Röntgenschwester im österreichischen Heer)
Die Kriegsunterstützung deutscher Wissenschaftler, aber vor allem die Entwicklung von Giftgas durch Fritz Haber, beschädigen das Ansehen der deutschen Wissenschaft im Ausland auf Dauer. 

Erschienen wichtige naturwissenschaftliche Journale vor dem Krieg in Deutschland und in deutscher Sprache, werden diese nach Kriegsbeginn von der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft boykottiert. Wissenschaftler weichen zunehmend auf englischsprachige Publikationen aus. 

Dieser Bedeutungsverlust konnte auch nach dem Krieg nicht mehr rückgängig gemacht werden.


  1. Ein direkter Zusammenhang ist allerdings nicht belegt. ↩︎
1.
HABER, Fritz. Fünf Vorträge aus den Jahren 1920 - 1923 : Über die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff; Die Chemie im Kriege; Das Zeitalter der Chemie; Neue Arbeitsweisen; Zur Geschichte des Gaskrieges. Online. Berlin : Julius Springer, 1924. [Accessed 5 June 2025]. Available from: http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/7207850
Badische Landesbibliothek Karlsruhe
Inhouse-Digitalisierung. Fünf Vorträge aus den Jahren 1920 - 1923 : Über die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff; Die Chemie im Kriege; Das Zeitalter der Chemie; Neue Arbeitsweisen; Zur Geschichte des [...] / von Fritz Haber. Berlin : Springer, 1924
Read_Status: In Progress Read_Status_Date: 2025-06-05T01:00:44.198Z

Bildquellen