Österreichische Physikerin
1878—1968
Lise Meitner stammt aus einer jüdischen Wiener Familie. Sie wurde in Wien als zweite Frau im Fach Physik promoviert. Ab 1907 arbeitete sie zusammen mit Otto Hahn am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Dahlem.
Im Ersten Weltkrieg arbeitete sie als Röntgenschwester der österreichischen Armee an der Ostfront.
Trotz ihrer Zusammenarbeit mit Otto Hahn war sie nicht in die Giftgasforschung involviert, gratulierte ihm aber zum ›Erfolg bei Ypern‹.
Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte sie nach Berlin zurück und wurde dort habilitiert. Sie hielt ihre Antrittsvorlesung über die »Probleme der kosmischen Physik«. Ein anwesender Journalist gab, Otto Hahn zufolge, dieser Vorlesung in seinem Bericht den Titel »Probleme der kosmetischen Physik« .
Meitner blieb bis 1938 am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin.
Als österreichische Staatsbürgerin war sie zuerst nicht von den Einschränkungen betroffen, denen deutsche Juden unterworfen waren, und sie konnte ihre Arbeit am Institut fortsetzen.
Das änderte sich mit dem Anschluss Österreichs. Meitner verlor ihre Position und konnte nicht mehr reisen, da ihr österreichischer Pass seine Gültigkeit verloren hatte und ihr als Jüdin kein neuer ausgestellt wurde.
Mithilfe von Paul Rosbaud, Dirk Coster und weiteren Freunden aus dem Ausland gelang ihr am 13. Juli 1938 die Flucht über die niederländische Grenze.
Niels Bohr und andere hatten sich bereits im Vorfeld um eine Position für die inzwischen 59 Jahre alte Meitner bemüht.
Freie Stellen oder die Finanzierung für eine neu geschaffene Stelle waren nur schwer aufzutreiben, da die verfügbaren Posten und Gelder bereits verwendet wurden, um die geflüchteten jüdischen Forscher der ersten Flüchtlingswelle nach 1933 unterzubringen.
Erschwerend kam hinzu, dass Lise Meitner mit dem Verlassen Deutschlands den Anspruch auf ihre Pension verlieren würde.
Sie erhielt schließlich eine Anstellung in Schweden. Beim Nobelpreis, den Otto Hahn 1945 erhielt, wurde Meitners Beteiligung an der Entdeckung der Kernspaltung vom Nobelpreiskomitee übergangen.
Ihren Lebensabend verbrachte sie bei ihrem Neffen Otto Frisch in Cambridge.
Quellen
Bildquellen
- Lise Meitner (1916): AIP Emilio Segrè Visual Archives | All Rights Reserved